Begeistert von moderner Technik
Heerbrugg — Junge Leute vom Verein Smart Education zeigen Kindern in zweitägigen Ferienkursen, wie sie mit wenigen Komponenten funktionsfähige Roboter bauen können.
Max Tinner
Eine Steckplatine, eine Batterie als Stromquelle, Sensoren, einige Kabel, eine Steuereinheit, unter Umständen ein kleiner Ventilator zur Kühlung warm werdender Komponenten… Viel Material ist nicht nötig, um einen funktionierenden Roboter zu bauen. Dies erkannten am Freitag und Samstag 15 Kinder, die am ersten Smart Camp des Vereins Smart Education teilnahmen. Spielerisch lernten sie auch, wie ein Stromkreis zustande kommt und warum es ihn braucht, damit ein Roboter tut, was er tun soll.
Was er tun soll, lag dann ganz an den Kindern. Sie sollten sich selbst überlegen, wozu eine Maschine nützlich sein könnte. Dabei trat die unübertreffliche kindliche Kreativität zutage. So bauten Riccardo Seitz und Nadim Frei aus Widnau eine Maschine, die Bananen zerschneidet. Sie erkannten dabei auch gleich, woran die Schwächen des simplen Equipments liegen: Weil der zur Verfügung stehende Elektromotor nicht besonders stark war, wurden die Bananen vom selbstgebauten Roboter eher zermanscht als zerschnitten.
Auch Mädchen nahmen am zweitägigen Workshop teil und widerlegen damit die immer noch weit verbreitete Meinung, Technik sei etwas für Buben. Und sie fanden sogar eine echt weibliche Anwendungsmöglichkeit: Naemi Spitz und Giulia Pantaleo aus Widnau erfanden und bauten eine Fingernagel-Lackiermaschine. Diese lackiert in einem ersten Arbeitsschritt die Fingernägel und trocknet sie dann mittels eines eingebauten Ventilators. Andere Kinder konstruierten Transporter, Putzmaschinen, Zeichnungsroboter und anderes mehr. Dass sie den Plausch hatten, war nicht zu übersehen.
Hinter dem Verein Smart Education steht weder ein Wirtschaftsverband noch eine Bildungseinrichtung, sondern eine Privatinitiative. Die beiden Widnauer Fabian Breu und Simon Heule haben den Verein gegründet, um Kindern in halbtägigen Workshops und zweitägigen Smart Camps zu zeigen, wie faszinierend moderne Technik ist.
Zur Vereinsgründung kam es zu einem gewissen Mass aus Enttäuschung über das Bildungssystem, so wie Fabian Breu es erlebt hat. «Wäre ich früher mit Technik in Berührung gekommen, wäre ich heute womöglich Ingenieur.» So arbeitet er heute aber nach einem Wirtschaftsstudium an der Hochschule St.Gallen im Risikomanagement einer Bank. Motiviert habe ihn aber auch die Tätigkeit als Nachhilfelehrer während seines Studiums. Und nicht zuletzt sein Vater, der dann auch Mitgründer des Vereins war. Dieser sei Schreiner, aber auch sonst handwerklicher Allrounder. Von ihm habe er gelernt, dass man sich fast alles selbst beibringen könne, wenn man es nur wolle, sagt Fabian Breu. Dazu seien Selbstvertrauen, Neugierde, Mut, Problemlösungsfähigkeit und Kreativität nötig – «Kompetenzen, die künftig von entscheidender Bedeutung sein werden», betont Breu. In den Smart-Education-Kursen möchte er den Kindern mit auf den Weg geben, dass sie diese Kompetenzen alle schon haben.
Am Ende des zweitägigen Smart Camps präsentierten die Kinder am Samstag ihre selbstgebauten Roboter voller Freude ihren Eltern – in Funktion, versteht sich. Und wie es sich für eine absolvierte Ausbildung gehört, können die Kinder sie auch mit einem Dokument belegen. Sie bekamen nämlich als Ausweis für das erfolgreich absolvierte Smart Camp ein Diplom. Es wird nicht das letzte in ihrem Leben sein.
Am 19./20. Oktober und 21/22. Oktober finden weitere Smart Camps statt. Sie sind bereits ausgebucht. Nächstes Jahr sollen aber weitere solcher Ferienkurse angeboten werden.
(Tinner, M., 2016)